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Stolperstein in Harrislee

Was sind Stolpersteine und warum werden sie verlegt?

Der Künstler Gunter Demnig verlegte 1996 (damals noch illegal, später legalisiert) in Berlin-Kreuzberg den ersten Stolperstein, einen kleinen, quadratischen, gravierten Gedenkstein aus Messing in den Maßen 96 mm x 96 mm x 100 mm in das Gehwegpflaster, um namentlich an die ermordeten Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu erinnen. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", zitiert Gunter Demnig den Talmud. Seitdem sind in ganz Deutschland und europaweit Stolpersteine vor Gebäuden von Gunter Demnig selbst oder im Auftrage verlegt worden, an dem die Opfer ihren letzten selbstgewählten Wohnort hatten. Weiter Informationen im Internet unter: https://www.stolpersteine.eu .

Verlegung eines Stolpersteines in Harrislee am 26.01.2023

Am 26.01.2023 wurde auch in Harrislee vor dem Haus Süderstraße 23 ein Stolperstein verlegt, um an das an Ferdinand Janns begangene Unrecht des Naziregimes zu erinnern. 

Ferdinand Janns wurde am 2. März 1902 in Flensburg geboren, war wohnhaft mindestens seit 1931 in Harrisleefeld, Süderstraße 23 und von Beruf Kranführer.

Ferdinand Janns gehörte bis zum Verbot im Zuge der sogenannten „Machtergreifung" 1933 der KPD in Flensburg an. Da er auch weiterhin für die verbotene KPD tätig war und sich an der Verbreitung illegaler Druckschriften aus dem Ausland beteiligt hatte, wurde er am 7. April 1934 zusammen mit Widerständlern in Untersuchungshaft genommen und kam in das Gerichtsgefängnis in Flensburg.

Am 19. Mai 1934 wurde er angeklagt, in Flensburg und Umgebung in den Jahren 1933/34 "das hochverräterische Unternehmen, die Verfassung des Deutschen Reiches gewaltsam zu ändern, vorbereitet und durch dieselbe Handlung es übernommen zu haben, den organisatorischen Zusammenhalt einer anderen Partei als der NSDAP aufrechtzuerhalten". Im Prozess verurteilte ihn das Kammergericht in Berlin im August 1934 zu 18 Monaten Gefängnis, die er im Zuchthaus Neumünster verbüßte.

1943 wurde er zum berüchtigten Strafbataillon 999 zur „Bewährung“ eingezogen, was nahezu einem Todesurteil gleichkam. In diesem Strafbataillon wurden die Soldaten meist unbewaffnet zu Arbeiten, wie z. B. Gräben ausheben, an die vordersten Linien der Front geschickt. Ferdinand Janns wurde zuletzt im heutigen Kroatien vermutlich in der Nähe von Zagreb eingesetzt. Er galt seit dem 26. Februar 1945 als vermisst.

Das Amtsgericht Flensburg hat Ferdinand Janns zum 31. Dezember 1945 für tot erklärt. Er hinterließ seine Frau Katharine und zwei Kinder.